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Plattformen, Zinsen, Risiken: Was sind P2P-Kredite?

In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf P2P-Kredite und P2P-Plattformen. Wo liegen die Vorteile, welche Anbieter gibt es und wie risikoreich sind P2P-Kredite?

Was sind P2P-Kredite?

P2P-Kredite (auch: Peer-to-Peer-Kredite) sind Kredite von Privatpersonen an andere Privatpersonen. Dabei investieren vielen Anleger kleine Beträge in einen Kredit, bis dieser vollständig finanziert ist. Der Kreditnehmer zahlt den Kredit inklusive Zinsen an die Anleger zurück. P2P-Kredite werden häufig auch Crowdlending genannt.

Welche Rolle spielen P2P-Plattformen?

P2P-Kredite werden meist über sogenannte P2P-Plattformen abgewickelt. Das sind Plattformen, die Kreditnehmer und Kreditgeber miteinander verbinden und sich um die Kreditvergabe, Rück- und Zinszahlung oder das Mahnwesen kümmern. Beispiele für solche Plattformen sind Bondora, Mintos, EstateGuru oder Exporo.

Bei P2P-Krediten wird also in der Regel der Mittelsmann umgangen – bei Kreditgeschäften ist das meistens die Bank. Dadurch entstehen für die Anleger nicht selten Renditen im niedrigen zweistelligen Prozentbereich (brutto), allerdings tragen sie auch ein höheres Risiko. Aus diesem Grund werden P2P-Kredite häufig als niedrig gewichtete Beimischung zu einem gut diversifizierten Portfolio empfohlen, nicht aber als alleinige Anlageform.

In Deutschland umgeht man mit P2P-Krediten die Banken nicht. Denn hierzulande müssen Banken bei Kreditgeschäften zwischengeschaltet sein. So tritt bei der deutschen P2P-Plattform Auxmoney beispielsweise die SWK Bank als eigentlicher Vertragspartner zwischen Kreditnehmern und den Kreditgebern auf. Bei Plattformen aus anderen Ländern wird das meistens anders und mit weniger Regulierung gehandhabt.

Die ersten Anbieter für P2P-Kredite waren Zopa in Großbritannien (2005), Prosper Marketplace in den USA (2006) und eLolly in Deutschland (2007). Der P2P-Markt hat sich erst durch das Internet gebildet, ist noch sehr jung und stetig im Wandel.

Beispiel für P2P-Kredite

Paul braucht 1.000 Euro für einen neuen Computer, möchte aber aus verschiedenen Gründen keinen Kredit bei einer Bank aufnehmen. Als Alternative bieten sich P2P-Kredite an: Paul meldet sich bei einer P2P-Plattform an und beantragt dort einen Kredit über 1.000 Euro für eine Dauer von einem Jahr. Dafür ist er bereit 10 Prozent Zinsen p.a. zu bezahlen.

Pauls Kredit finanzieren über die P2P-Plattform 200 Investoren mit jeweils 5 Euro. Die Plattform zahlt Paul das Geld aus und vereinbart mit ihm einen Rückzahlungsplan, nach dem er das Geld an die Anleger samt der Zinsen zurückzahlen muss. Läuft alles nach Plan, erhalten die Anleger diese Zahlungen pünktlich zurück.

Schafft Paul es nicht, die Zahlungen rechtzeitig zu leisten, geht die Plattform in einen Mahnprozess über und versucht das Geld bei Paul einzuholen.

Vorteile und Gründe für P2P-Kredite

Es gibt viele Gründe, warum Kreditnehmer ihre Kredite nicht bei einer Bank aufnehmen, sondern den Weg über P2P-Plattformen suchen.

  1. Einfachheit: Die Kreditvergabe ist bei einer Bank langwieriger und komplizierter als über eine P2P-Plattform.
  2. Schnelligkeit: Ein Kredit ist bei P2P-Plattformen schneller freigegeben als bei Banken.
  3. Zugänglichkeit: Nicht jeder Mensch hat örtlichen Zugriff auf Banken, besonders im Baltikum oder in Skandinavien sind die Wege oft länger als in Mitteleuropa. P2P-Kredite können hingegen im Internet von jedem Ort der Welt abgeschlossen werden.
  4. Zweckungebunden: Viele P2P-Plattformen erlauben ihren Kreditnehmern auch zweckungebundene Kredite aufzunehmen.
  5. Flexibilität: Kreditnehmer können im P2P-Markt häufig sehr flexible Konditionen aufnehmen, teils auch nur als Überbrückung für wenige Tage, Wochen oder Monate. Für diese Kredite stehen Banken teilweise nicht zur Verfügung.

Risiken, Nachteile und Kritik an P2P-Krediten

P2P-Kredite bieten Anlegern die Möglichkeit, hohe Zinserträge zu realisieren. Sie tragen aber auch ein erhöhtes Risiko, da die Kredite auch ausfallen können. In diesem Fall greifen die Plattformen zwar mit ihrem Mahn- und Inkassoprozess ein, können aber nicht garantieren, alle Zahlungen zurückzugewinnen.

In diesem Fall verliert der Anleger sein Geld. Stiftung Warentest empfiehlt aus diesem Grund in Ausgabe 6/2013, nur einen kleinen Teil in P2P-Krediten zu investieren. Zudem sollten Anleger darauf achten, möglichst breit über verschiedene Plattformen und Kredite zu diversifizieren und Plattformen genau zu prüfen, da diese meistens unreguliert sind.

Rückkaufgarantie für Investoren

Als Rückkaufgarantie (oder: Rückkaufverpflichtung) wird eine vermeintliche Garantie bezeichnet, die P2P-Plattformen ihren Kunden geben. Gemeint ist damit, dass die Plattform überfällige Kredite zurückkauft, wenn diese eine bestimmte Fälligkeit überschritten haben.

Zahlt also ein Kreditnehmer seinen Kredit nicht rechtzeitig an seine Kunden zurück, springt laut der Rückkaufgarantie die P2P-Plattform oder die Kreditgesellschaft ein und kauft die Forderung von den Kreditgebern zurück. Somit erhalten diese ihr Geld, dann allerdings ohne Zinsen, zurück und erleiden keinen Verlust.

Rückkaufgarantie auf Seite der P2P-Plattform

Die P2P-Plattform geht mit diesem Rückkauf ein Risiko ein, da sie darauf spekuliert, das Geld im Mahn- oder Inkassoprozess vom Kreditnehmer zurückzuerhalten. Die Rückkaufgarantie basiert also auf einer Prognose auf Seiten der P2P-Plattformen, wie viel Prozent der ausgefallenen Kredite sie tatsächlich nach dem Rückkauf über den Inkassoprozess zurückholen können.

P2P-Plattformen mit Rückkaufgarantie

Ein Beispiel für eine Rückkaufverpflichtung bietet die P2P-Plattform Mintos. Mintos bietet Kreditgesellschaften die Möglichkeiten, ihre Kredite auf der Plattform zu platzieren. Investoren können diese Kredite finanzieren und erhalten dafür Zinsen. Laut Mintos sind mehr als 99 Prozent aller Kredite auf der Plattform durch die Rückkaufverpflichtung abgesichert.

Diese besagt, dass die Kreditgesellschaft einen Kredit, der mehr als 60 Tage überfällig ist, zurückkauft. Andere Beispiele für P2P-Plattformen mit Rückkaufverpflichtungen und -garantien sind unter anderem Viainvest, Peerberry, Viventor oder DoFinance.

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Beispiel für die Rückkaufverpflichtung auf Mintos

Gründe für die Rückkaufgarantie

Die Rückkaufgarantie ist ein zusätzliches Marketinginstrument für die P2P-Plattformen. P2P-Experte Lars Wrobbel erklärt in einem Artikel, wie die jüngeren Plattformen Twino und Mintos innerhalb kürzester Zeit den Marktanteil der deutlich älteren Plattform Bondora überholt haben.

Einer der Hauptgründe dafür ist die Rückkaufgarantie. Diese gibt den Anlegern eine Sicherheitsebene, auf die sie sich verlassen. Für die P2P-Plattformen bringt das für mehr neue Nutzer und Kapital, das sie mit der Investition in die Rückkaufgarantie indirekt bezahlen.

Kritik an der Rückkaufgarantie

Kritik an der Rückkaufgarantie gibt es vor allem bei der Begrifflichkeit „Garantie“, die schnell eine Sicherheit suggeriert, die möglicherweise unter Extrembedingungen nicht eingehalten werden kann. Aus diesem Grund hat die P2P-Plattform Mintos die Rückkaufgarantie in eine „Rückkaufverpflichtung“ umbenannt.

Zudem wirft die Rückkaufverpflichtung einige Fragen auf:

  • Was passiert, wenn die Prognose der Kredite, die die Plattform nach dem Rückkauf zurückholen kann, langfristig nicht getroffen wird?
  • Schafft die Rückkaufgarantie eine Intransparenz, weil Nutzer nicht mehr vollständigen Einblick haben, wie viele ihrer Kredite eigentlich ausgefallen wären?
  • Wie verhält sich die Rückkaufverpflichtung in einem wirtschaftlichen Abschwung, wenn viele Kredite nicht mehr bedient werden können?

Auf diese Fragen gibt es bislang nur Vermutungen, aber keine gesicherten Erfahrungswerte. Bisher funktionieren die Rückkaufverpflichtungen der P2P-Plattformen weitgehend reibungslos.

Alternativen

Eine Alternative zur Rückkaufgarantie bieten erstrangig besicherte Kredite, wie sie beispielsweise EstateGuru vermittelt. Den hierüber finanzieren Immobilien steht fast immer eine erstrangige Hypothek gegenüber.

Das bedeutet, dass EstateGuru im Falle eines Ausfalls das Geld für die Immobilie mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für ihre Investoren zurückholen kann. Dadurch hat es EstateGuru geschafft, bisher keine Ausfälle für die Investoren zu verzeichnen.

P2P-Kredite und P2P-Plattformen: Zahlen, Daten & Fakten

Hier findest du die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten über P2P-Kredite und P2P-Plattformen.

Wie groß ist der Markt für P2P-Kredite?

Der Markt mit P2P-Krediten ist stark wachsend: 2005 wurden weltweit 118 Millionen Dollar in P2P-Krediten verliehen, 2007 bereits 647 Millionen US-Dollar. Im Jahr 2012, also nur fünf Jahre später, lag das weltweite Volumen bei ca. 1,8 Mrd. US-Dollar. 2015 wurden alleine in Europa P2P-Kredite mit einem Volumen von 2,1 Mrd. Euro vergeben.

Wie viele P2P-Plattformen gibt es?

In Europa gibt es laut Marketdata 146 P2P-Plattformen, gefolgt von Amerika (Nord- und Südamerika) mit 49, Asien mit 43 und Australien mit neun Plattformen. In Afrika gibt es vier P2P-Plattformen. Insgesamt ergibt das weltweit 251 aktiv tätige P2P-Plattformen mit den größten Märkten Europa, Amerika und Asien.

Was sind die größten P2P-Plattformen?

Die größten P2P-Plattformen (basierend auf dem gesamten Volumen der vergebenen Kredite) sind:

PlatzPlattformLandKreditvolumen
1Lending ClubUSA52 Mrd. Euro
2ProsperUSA16 Mrd. Euro
3Funding CircleUK7 Mrd. Euro
4ZopaUK7 Mrd. Euro
5MintosLettland6 Mrd. Euro
6RateSetterUK5 Mrd. Euro
7Funding CircleUSA3 Mrd. Euro
8SharestatesUSA3 Mrd. Euro
9CredimiItalien2 Mrd. Euro
10TwinoLettland800 Mio. Euro
11Fellow FinanceFinnland700 Mio. Euro
12OctoberFrankreich500 Mio. Euro
13BondoraEstland400 Mio. Euro
14PeerberryLettland390 Mio. Euro
15Funding CircleDeutschland350 Mio. Euro

Angaben: Marketdata, Stand: 01/2021

In welchem Währungen werden P2P-Kredite vergeben?

Die meisten P2P-Kredite werden laut Marketdata in US-Dollar vergeben (über 83 Mrd. USD), gefolgt von britischem Pfund (über 16 Mrd. GBP) und Euro (über 13 Mrd. EUR).

Weiterführende Links zu P2P-Krediten

Wenn du dich für das Thema interessierst, kannst du über diese Links unsere Artikel, Anleitungen und Testberichte über P2P-Kredite lesen.

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Tobias Gillen ist Unternehmer, Journalist und Buch-Autor. Neben seiner Position als Geschäftsführender Gesellschafter der BASIC thinking GmbH hat er 2017 das Online-Magazin FINANZENTDECKER gegründet, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, finanzielle Bildung in Deutschland zu stärken.